MARANJAB DESERT bei Kashan (Iran): Impressionen meiner Wüstentour
Die Maranjab Desert (Maranjab Wüste) lebt.
Da der Iran aktuell wieder weltpolitisch durch den Kakao gezogen wird, möchte ich die Chance nutzen und euch in den nächsten Wochen herrlich unpolitisch mit einigen Impressionen von meiner letzten Iranreise aus dem Herbst 2017 eindecken. In diesem Post soll es um die Maranjab Wüste in der Nähe von Kashan gehen. Zwei Tage und eine Nacht habe ich dort verbracht und was ich dort erlebte und ob sich eine Maranjab Tour lohnt, liest du jetzt.
Maranjab Dessert Tour
Eigentlich hasse ich organisierte Touren, aber meine Zeit im Iran neigte sich rapide dem Ende zu und ich wollte die letzten zwei Tage nicht im Hostel in Kashan vergeuden. Zwar ist Kashan, insbesondere der Bazar, mindestens einen Besuch wert, doch wenn man schon so nah an der berüchtigten Seidenstraße ist, die durch die Maranjab Dessert führt, wäre man blöde sich diese einmalige Gelegenheit entgehen zu lassen. Dachte ich zumindest. Kurzerhand organisierte ich mir zusammen mit drei Backpackerinnen eine geführte Tour. Lässige 30 Euro sollte der Spaß pro Person kosten (inklusive Übernachtung, Abendbrot und Frühstück). Ein Schnäppchen.
1. Nooshabad Underground City
Gegen 14 Uhr rollte ein kleines weißes Taxi vor. Mühevoll quetschten sich die drei Mädels auf die Rücksitzbank und weil der Fahrer (Guide) seinen Knirps beaufsichtigen musste, setzte er ihn einfach auf seinen Schoß. Anschnallgurte waren technischer Schnickschnack und wir steuerten unserem ersten Ziel entgegen: die Nooshabad Untergrundstadt (Nooshabad Undergrund City), 8 Kilometer nördlich von Kashan.
Diese Untergrundstadt wurde vor 1.500 Jahren um eine unterirdische Quelle herum gegraben, ursprünglich, um Wasser in der furztrockenen Gegend Wasser zu gewinnen und um der elenden Sonne und den persischen Wüstenstürmen zu entgehen.
Dieses verzweigte Labyrinth aus Gängen und Höhlen über mehrere Etagen ist eine technische Meisterleistung, die im Laufe der Jahre immer mehr ausgebaut wurde und wo sich die Bewohner der Stadt vor den einfallenden Bösewichten versteckten. Wirklich imposant und man muss aufpassen, dass man nicht in einen der bodenlosen Lüftungsschächte fällt.
Für Touristen ist nur ein kleiner Teil der Nooshabad Underground City (Entrance 2) begehbar. Ein zu kleiner Teil für meinen Geschmack und innerhalb von 15 Minuten ist man auch schon wieder im Tageslicht. Wer Angst vor engen Räumen hat, der sollte definitiv am Taxi warten. Die alten Perser müssen winzig gewesen sein. Ich mit meinen 1,90 Metern war gezwungen, in den Knien und mit abgeklappten Oberkörper zu gehen.
- Eintritt: 200.000 Rial (ca. 5 Euro)
- Aufenthaltsdauer: 10-15 Minuten
- Fazit: Die Nooshabad Untergrundstadt ist einen kurzen Besuch wert, sollte man in der Gegend sein. Extra dafür in den Iran zu reisen, wäre übertrieben.
2. Clay Fortress (altes Fort aus Ton)
Keine fünf Minuten später erreichten wir eine alte Ruine (Clay Fortress). Die Fahrer der Jeeps und Taxis zündeten sich eine Kippe im Schatten an und wir Touris trampelten in der sengenden Sonne durch den Torbogen. Ich kann euch nicht viel über die alten Tonmauern und Wehrtürme erzählen. Unser Fahrer/ Guide hatte sich selbst zum Fahrer degradiert und glänzte mit Unwissenheit. Die Witterung hatte dem alten Lehmfort mächtig zugesetzt. Doch wer wollte und konnte, der krabbelte über die alten, brüchigen Mauern und in einen der rekonstruierten Ecktürme.
- Eintritt: kostenlos
- Aufenthaltsdauer: 15-20 Minuten
- Fazit: Kann man, muss man nicht gesehen haben. Wer schon etwas die Wüstenregionen im Iran bereist hat, dem sind viele dieser Lehmruinen begegnet.
3. Shrine Of Hilal Ibn Ali
Nachdem wir an der Tanke etwas Flüssiggas in den Tank plätschern ließen, hielten wir kurze Zeit später am Shrine of Hilal Ibn Ali.
Ein Shrine (Schrein) ist ein Heiligengrab/ Heiligtum und wenn du im Iran unterwegs bist, wirst du schnell herausfinden, dass die Perser es lieben, diese Schreine zu bauen. Ob Isfahan, Yazd, Teheran oder Shiraz, man wird überall durch den unglaublichen Prunk dieser Bauten geblendet. Mit Religion habe ich nichts am Hut, aber diese Heiligengräber sind unglaublich eindrucksvoll. Gut, nach dem zwanzigsten Schrein lässt die Euphorie etwas nach und so war es auch bei dem Shrine of Hilal Ibn Ali, aber wenn ihr euch die Fotos anschaut, wisst ihr was ich meine.
Interessant sind auch die Erinnerungstafeln mit Bildern der Märtyrer des iran-irakischen Krieges aus den 80iger Jahren.
- Eintritt: kostenlos
- Aufenthaltsdauer: 20 Minuten
- Tipp: Frauen müssen zusätzlich zum Kopftuch noch ein traditionelles Gewand anziehen. Wird am Eingang kostenlos ausgegeben. Fotos machen ist erlaubt.
- Fazit: sehenswert
4. Maranjab Desert
Was für ein Schock. Letztendlich erreichten wir doch tatsächlich die Maranjab Wüste auf der Maranjab Desert Tour.
Der Knirps war auf dem Schoß von unserem Fahrer eingeschlafen und wurde ruckartig wach, als wir die geteerte Straße verließen und direkt in ein tiefes Schlagloch donnerten. Die Stoßdämpfer des kleinen Taxis schlugen bis zum Anschlag durch und unser Fahrer verzog keine Mine. „Good car. Strong car. Dessert no problem.“ sagte er und zirkelte im Affenzahn über die staubige Sandpiste.
Einige Jeeps rasten an uns vorbei und deckten uns mit einer Wolke aus Staub ein. Die Gelegenheit, um kurz zu stoppen und uns an den Kamelen zu erfreuen, die seelenruhig an den spärlichen Büschen knabberten.
Bis auf einen Meter konnte man an die wilden Kamele heran, konnte sie riechen und ausführlich beobachten. Einige hatten Brandzeichen im Gesicht. Mehr und mehr Taxis und Jeeps hielten. Massenhaft stapften die Touristen ihnen nach und ein übermütiger Fahrer trieb die wehrlosen Wasserspeicher mit dem Auto vor sich her. Vollidiot.
Nach zwanzig Minuten drängelte unser Fahrer und wir fuhren weiter in die Wüste. Ein LKW mit einem total zerstörten Wüstenbuggy und Motorrad auf der Ladefläche kam uns entgegen. Unser Fahrer zuckte mit den Schultern und meinte nur, dass gestern iranisches Wochenende war und die reichen Iraner wieder ihre teuren Spielzeuge in den Dünen der Maranjab Desert zerstört hätten.
Dünen, Dünen, Dünen…
Nächster Stop: Dünen. An einem etwas größeren Dünenfeld parkten wir und konnten auf die angrenzenden Dünen latschen. Eine anstrengende Angelegenheit, was aber kaum jemanden von den ca. 100 Touris davon abhielt. Um diese Landschaft richtig genießen zu können, musste ich weitere 10 Minuten wandern und hatte so noch jungfräulichen Wüstenboden unter meinen Füßen. Das Geschnatter der anderen drang kaum noch zu mir durch und ich hatte freie Sicht. Würde ich euch auch empfehlen. Passt aber auf, dass euch keiner dort zurück lässt. Das wäre uncool.
Dasht-e Kavir Salt Lake (Namak Lake)
Langsam ging die Sonne unter und unser Fahrer trat das Gaspedal seines kleinen weißen Taxis bis zum Bodenblech voll durch. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir den Salt Lake (Salzsee) und sahen die Sonne hinter den Bergen verschwinden. Dieser Anblick war OK. Wer aber einen riesigen Salzsee erwartet, der in wunderschönen Farben erstrahlt, der wird enttäuscht sein. Mehr grau in grau mit einer aufgebrochenen Kruste, die mich ehr an die ausgetrockneten Savannenböden nach der Regenzeit in Afrika erinnerte.
Caravanserai (alte Karawanserei Maranjab Desert)
Die Sonne war verschwunden und unter Scheinwerferlicht erreichten wir die 400 Jahre alte Karawanserei in der Maranjab Wüste. Hier sollten wir übernachten. In den alten Tagen führte hier die Seidenstraße von Europa nach China durch und diese unscheinbare Karawanserei war, wie der Name schon sagt, Halt für die Karawanen auf ihrer beschwerlichen Reise. Heute würde man sagen, es ist eine Tanke in der Wüste.
Auf der Maranjab Desert Tour gibt’s zwei verschiedene Karawansereien. Eine, die völlig neu für die Touristen erbaut wurde (fließendes Wasser, Duschen…), und die „alte“, in der wir übernachten wollten. Unser Fahrer ließ uns die Wahl.
Nun gut, so alt sah die „alte“ Karawanserei nicht aus. Vor einiger Zeit wurde hier alles restauriert. Die Zimmer waren kreisrund um einen Innenhof angelegt und die Toilette eine Zumutung für die Frauen. Geschlafen wurde mit Decken auf dem Boden. Mich störte das nicht. Im Gegenteil.
Die Mägen fingen an zu knurren. Unser Fahrer grillte für uns über Kohlen Hühnchenfleisch auf Spießen mit Tomaten und Fladenbrot. Dazu gab es den traditionell starken Schwarztee und von einem anderen Fahrer ordentlich Wassermelone…
Auf Erkundungstour unter Sternenhimmel
Gut gesättigt und mit Stirnlampe bewaffnet, verließ ich noch einmal den Schutz der Caravanserai. Ich wollte Wüstenbewohner aufspüren, nach Möglichkeit Skorpione. Die Mädels begleiteten mich.
Lediglich Echsenaugen reflektierten den Schein meiner Lampe und wir beschlossen, dem Licht eines Feuers zu folgen. Der Sternenhimmel war unglaublich intensiv. Ein bestechender Kontrast zu dem pechschwarzen Wüstenboden, dem langsam die Wärme des aufgeheizten Tages entzogen wurde.
Das Feuer schien von uns wegzurücken. Unendlich weit entfernt. Frappierend, wie leicht man sich doch in der Wüste täuschen kann.
Auf dem Rückweg zur Karawanserei entdeckten wir ein weiteres Feuer. Laute iranische Musik wummerte durch die Nacht. Wir hielten direkt darauf zu und gesellten uns zu den vier Iranern von der Insel Qeschm im persischen Golf, die hier ihre Zelte neben dem Jeep aufgeschlagen hatten.
Ein guter Tag nahm einen tollen Ausklang. Die Iraner kochten für uns Tee über dem Feuer, grillten Kartoffeln in der Glut und tanzten traditionell-iranische Tänze (PS: Im Iran dürfen nur Männer tanzen. Frauen ist es strengstens verboten). Sogar eine Gruppe Kamele näherte sich uns und ich pirschte mich ihnen in der Dunkelheit an. Lautstark protestierten sie und blökten in die Nacht hinein. Es waren auch schwarze Kamele darunter und einer der Iraner kam, um mich zu warnen. Angeblich waren es die aggressiveren unter den sonst rötlichen Kamelen dort. Natürlich ist nichts passiert.
Sonnenaufgang in der Maranjab Wüste
Um kurz nach fünf klingelte der Wecker. Ich wollte unbedingt den Sonnenaufgang sehen. Zwei Stunden Schlafentzug, die sich gelohnt haben (siehe selbst auf den Fotos). Die Kamele waren schon wach und trotteten gemächlich dem Sonnenaufgang entgegen. Sie waren ziemlich behäbig und ließen sich sogar anfassen. Was für ein Sonnenaufgang in der iranischen Wüste: Das möchte ich nicht beschreiben, das muss man gesehen haben.
Nach dem Frühstück nahm der Knips wieder Platz auf Papas Schoß und wir donnerten über die Wüstenstraße zurück in die „Zivilisation“ von Kashan. Ich kaufte noch etwas Rosenextrakt auf dem Bazar und saß kurz darauf im Bus Richtung Teheran Airport. Ende der Geschichte.
Maranjab Desert Tour in Kashan: Mein Fazit
- Dauer der Tour (zwei Tage, eine Nacht): 14:00 Uhr bis 11 Uhr am Folgetag!
- Kosten: 30 Euro pro Person (gebucht im Hostel Green House) > angemessener Preis
- Abenteuerfaktor: 1 von 5 Sterne (wenn es etwas abenteuerlicher sein soll, ließ diesen Artikel)
- Individualität: 0 von 5 Sterne (bezogen auf die reine Tourleistung) > Massentourismus
Diese Wüstentour steht auf allen Bewertungsportalen auf Rang 1 der „things to do“ in Kashan. Das kann ich unterstreichen, muss aber das Ganze relativieren. Für mich hat diese Tour, die ja aus mehr als nur der Maranjab Wüste besteht (Underground City, Clay Fortress, Shrine…) gemischte Gefühle hinterlassen. Es war wirklich nichts Besonderes und erschreckend touristisch. Ich möchte nicht wissen, wie überlaufen es sein wird, sollte der internationale Tourismus in den nächsten Jahren an Fahrt aufnehmen. Und das wird er definitiv. Ich kann jedem nur dazu raten, den Iran innerhalb der kommenden 3-5 Jahre zu besuchen. Aber das ist ein generelles Problem und ein Grund, warum ich keine geführten Touren mag.
Jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Achja, die Wüstentour. Für mich war das absolute Highlight die Begegnung mit den Iranern am Lagerfeuer und der wunderschöne Sonnenaufgang. Das alles hatte ich aber nur mit Glück und Eigeninitiative erlebt. Es ist nicht Teil der Tour.
Leider stellt man sich unter einer Wüstentour immer riesige Dünen vor, durch die sich der Jeep pflügt. Das findet ihr nicht. Das kann man buchen, kostet aber mindestens 120 Euro pro Person (2-3 Tage; Übernachtung im Zelt). Das empfehle ich euch auch zu investieren. Aber Vorsicht: Einige der Touren, die ich unterwegs gesehen habe und die mit 4×4 Jeeps warben, sind die gleiche Strecke durch die Wüste gefahren wie wir im Taxi. Off Road ist nicht gleich Off Road! Dafür muss man nicht extra mehr Geld investieren.
Tipps und Tricks zur Maranjab Desert Tour
- Ihr könnt euch auch ein Taxi mieten (bis zu 4 Personen) und den Fahrer die Attraktionen abfahren lassen. Mit etwas Verhandlungsgeschick solltet ihr insgesamt für das Taxi nicht mehr als 20 Euro zahlen. Achtet aber darauf einen englischsprachigen Fahrer/ Guide zu bekommen. An den Attraktionen (ausgenommen Nooshabad Undergrund City) gibt es sonst keine Informationen.
- Die gleiche Tour (nur ohne Übernachtung) gibt es als Tagesausflug. Das Dauert ca. 6-7 Stunden.
- Nehmt euch ausreichend Wasser und evtl. Snacks mit. Auf der Tour gibt es nichts zu kaufen. PS: Auf dem Bazar in Kashan gibt es leckere getrocknete Feigen und allerhand Obst und Gebäck.
- Lange Hose und festes Schuhwerk, wenn ihr nachts auf Erkundungstour gehen wollt. Bloß weil ich keine Skorpione gefunden habe, heißt das nicht, dass es dort keine gibt.
- Eine Taschenlampe/ Stirnlampe einpacken. Alternativ geht auch die Taschenlampe an eurem Handy.
Solltet ihr noch weitere Tipps, Anregungen oder Fragen zur Maranjab Desert Tour bei Kashan im Iran haben, schreibt einfach in die Kommentarbox.
Meine Literaturempfehlungen für den Iran
- Couchsurfing Iran
- Reiseführer Iran (CountryGuides)
- Der neue Iran: Eine Gesellschaft tritt aus den Schatten
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Die Wüstenfotos sind echt toll. Schade, dass es jetzt schon so touristisch dort ist, das hätte ich nicht gedacht.
Man sollte wohl wirklich möglichst bald in den Iran reisen, bevor das alles zur Kirmes verkommt.
Viele Grüße Gina
Hi Gina, das solltest du dir bald vornehmen. Die Welt rückt zusammen und die unberührten, individuellen Spots werden gnadenlos von den Tourveranstaltern/ Reiseagenturen überrannt. Ein Trend, der nicht mehr aufzuhalten ist… Der Iran macht dabei keine Ausnahme.
Mir gefallen deine Bilder sehr, auch wenn die Worte eher nach etwas Entäuschung klingen…