Abenteuer Trans Euro Trail: Mit der Tenere 700 durch Osteuropa
Der Trans Euro Trail ist ein Abenteuer sondergleichen. Ob mit der leichten Honda Crf250L oder einer dicken Reiseenduro à la BMW 1250 GS, jeder Hobbyfahrer kommt auf dieser Geländestrecke quer durch Europa, am einen oder anderen Punkt, an seine Grenzen. Wer auf eine mehrwöchigen Campingtour mit dem Motorrad unterwegs ist und das wahre Abenteuer sucht, sollte bereit sein sich zu quälen. Drückende Hitze bei über 30°C erwarten einen, die den Schweiß zum Strömen bringt, wenn man sein Motorrad im Tiefsand festgefahren hat oder versucht aus dem Matsch zu ziehen; Regen, der tagelang auf einen herab prasselt, bis in die Unterhose kriecht und den Körper auskühlt; Lange Tage im Sattel, um das Tagesziel zu erreichen oder einen geeigneten Spot zum Wildcamping zu finden, sind nicht selten. Und ist die Tagesetappe geschafft, legt sich die Schwärze der Nacht um einen, in einem fremden Land, einem unbekannten Wald, nur geschützt durch eine dünne Zeltwand während draußen Wildscheine Alarm schlagen.
Wer sich allein auf solch eine Tour des Trans Euro Trails in Osteuropa wagt, sollte mentale Stärke besitzen und körperlich top fit sein. Aber machen wir uns nichts vor: genau diese Widrigkeiten sind es, die eine normale Motorradtour zum Abenteuer werden lassen. Etwas, das sich wie eine Zecke ins Gedächtnis verbeißt. Man durchbricht seine Komfortzone, setzt sich mit der Natur auseinander und erkundet eine Welt außerhalb des eigenen Dunstkreises. “Allein ist alles schwerer…” heißt es, aber gerade deshalb erlebt man die Reise unendlich intensiver. Du rastest, wenn du rasten möchtest. Du pinkelst, wenn du pinkeln möchtest. Du reist am Pulsschlag deiner Fähigkeiten und man hat das Gefühl einige der wundersamsten Orte und Naturerlebnisse ganz für sich zu haben, mit Nichts und Niemanden teilen zu müssen. Lediglich die blinkende Reserveleuchte an der Tenere 700 zwingt dich zur nächsten Tanke, wo dir eine kalte Pepsi, warmer Kaffee und zwei Hot Dogs ausreichend Energie für die nächsten Offroad-Kilometer geben. Freiheit… Eine Fernreise auf dem Trans Euro Trail ist nichts was man beschreiben kann, du musst es erleben.
Diese verrückte Corona-Zeit hat natürlich auch meine Reisepläne für 2020 über den Haufen geworfen. Die angedachte Tour auf dem Trans Euro Trail über Polen, Weißrussland, die Ukraine bis runter ins Baltikum (Serbien, Kosovo, Nord Mazedonien, Albanien…) zu fahren, ging unter den Hiobsbotschaften und einhergehenden Grenzschließungen in Rauch auf. Kurzum drehte ich den Lenker meiner Yamaha Tenere 700, die ich mir eigens dafür gekauft und umgebaut hatte (Link), gen Norden und machte mich zum Baltikum auf… fängt ja schließlich auch mit B an. Auf meiner letztjährigen Tour zum Nordkap mit der alten Honda XRV750 Afrika Twin, war ich diese Region bereits abgefahren und wusste über deren besonderen Schönheit (Reisebericht). 2019 rollten die Räder der Afrika Twin schnurstracks über den Asphalt gen Tallinn, um die Fähre nach Helsinki (Finnland) zu nehmen. Dieses Mal hatte ich sieben Wochen Zeit im Gepäck und die grobstolligen Reifen der Tenere 700 aufgezogen, die seelenruhig mit der wilden Natur auf Tuchfühlung gingen und der roten Linie auf meinem Navi folgten, das mir den GPS-Weg querfeldein aufzeigte (Trans Euro Trail Webseite ).
Es ist ein irres Gefühl von Unbekümmertheit, das einen überkommt, wenn die Landschaft an der Motorradbrille vorbei zieht und frische Landluft die Lungenflügel flutet. Ein irres Gefühl, das sich vermischt mit Neugier und Entdeckertum, verfeinert mit einer Priese Adrenalin. Man weiß nie was einem hinter dem nächsten Baum, der geschmeidigen Hügelkuppe oder dem goldgelben Kornfeld erwartet. Das Risiko fährt immer mit. Stürze sind auf einer so langen und teils technisch anspruchsvollen Tour unvermeidlich. Wer denkt er sein unzerstörbar, fahrtechnisch überragend und befände ich auf einem “Race Track”, ist ein Trottel. Ich bin auf meiner Tour insgesamt sieben Mal gestürzt, zum Glück immer bei sehr langsamer Geschwindigkeit. Insbesondere eine schwere Reiseenduro, wie die Tenere 700 mit über 230 kg, birgt ein hohes Verletzungsrisiko, selbst bei einem Umkipper… Kniegelenke, Unterschenkel und Füße sind am stärksten gefährdet. Dank meiner guten Sicherheitsausrüstung aus dem Enduro-Bereich (siehe Packliste Trans Euro Trail) bin ich mit leichten Blessuren davongekommen, hatte aber auch zwei drei Situationen, wo die Tour ein abruptes Ende hätte nehmen können.
Bewegte Bilder sagen mehr als Tausend Worte
Bewegte Bilder sagen mehr als Tausend Worte. Schau dir doch einfach das Video über meine Trans Euro Trail Tour 2020 durch Polen, Litauen, Lettland, und Estland an. Von Estland bin ich anschließend zurück nach Ostpolen und an der Weißrussischen Grenze gen Süden gefahren. Weil Ungarn in der Zwischenzeit seine Grenzen geschlossen hatte, habe ich kurzerhand umgeschwenkt und bin die südliche Sektion von Polen Richtung Deutschland gefahren. Insgesamt waren das 6.700 Kilometer allein auf dem Trans Euro Trail.
Nach der Tour ist vor der Tour
Nach der Tour ist vor der Tour. Nachdem ich den Trans Euro Trail in Polen im strömenden Regen beendet hatte, bin ich mit der Tenere 700 nach Tschechien zum Bergwandern in der Böhmischen Schweiz gefahren. Von Tschechien gings quer durch Deutschland in die Garage meiner Eltern bei Magdeburg, wo ich das Motorrad teilzerlegt und gewartet habe, bevor ich mich in den zweiten Teil meines Trans Euro Trail Abenteuers stürzte.
Von Magdeburg ging es auf Landstraßen über Potsdam bis hoch an die deutsche Ostgrenze nach Schwedt. Hier in Schwedt war ich Wochen zuvor gen Baltikum gestartet. Dort beginnt aber ebenfalls der deutsche Teil des Trans Euro Trails, den ich anschließend gen Westen bis zur dänischen Grenzen abgefahren bin, um den TET Dänemark komplett unter die Stollen meiner Tenere zu nehmen. Insgesamt war ich etwas mehr als 10.000 Kilometer unterwegs, davon 8.500 direkt auf dem Trans Euro Trail.
Hast du Fragen zu meiner Trans Euro Trail Tour? Kein Problem: Schreib sie in die Kommentarbox und ich werde versuchen sie dir zu beantworten…