Amboni Caves Tansania: Im Reich der Fledermäuse
Die Amboni Caves bei Tanga wurden mir überall auf meiner Backpacking-Tour Tansania von Einheimischen angepriesen.
Man erzählte mir Geschichten von kenianischen Freiheitskämpfern, die sich dort versteckt haben sollen. Geschichten von Gangs, die Touristen in den Höhlen auflauerten und sie ausraubten. Geschichten von Leuten, die sich in den kilometerlangen Labyrinth aus Kammern und Gängen der Amboni Caves verirrten und nie wieder gesehen wurden. Das alles reizte mich. Es hörte sich nach einem Abenteuer an, so richtig nach meinem Geschmack.
Nachdem ich mich fast 2 Monate im Landesinneren Tansanias herumgetrieben hatte, beschloss ich auf meinem Weg von den Usambara Mountains nach Sansibar, einen Abstecher zu dieser berühmten Attraktion zu machen.
Kosten Amboni Caves Tour
Tanga liegt an der Nordostküste von Tansania, ist des Landes wichtigster Seehafen im Norden und nicht weit entfernt von Pemba Island, Mombassa (Kenia), Pangani sowie dem Mkomazi Game Reserve. Kein Wunder das Tourveranstalter wie Pilze aus dem Boden schießen. Anbieter für Amboni Cave Touren gibt es also in Tanga unzählige. Du findest ihre Büros in fast jedem Hotel und um jeder Hausecke.
Selbst am Samstag Nachmittag um kurz vor vier konnte ich mir in Tanga eine Tour für den Folgetag buchen.
Tipp:
- Irgendwelche Buchungen im Voraus sind also Zeitverschwendung und nur zu empfehlen, wenn du mit einer großen Gruppe unterwegs bist.
Für meine dekadente private Radtour zu den Amboni Caves zahlte ich 70.000 Tsh, umgerechnet 35 USD. Dafür versprach man mir eine „Expedition“ in 2 Höhlen, das ganze eingebettet in eine Tour mit den Rad von Tanga zu den Amboni Caves.
Bei größeren Gruppen solltest du nicht mehr als 60.000 Tsh zahlen, inklusive Mittagessen.
Tipp:
- Du kannst dir auch nur ein Rad mieten für eine lächerliche Gebühr von 200Tsh (25 Cent) pro Stunde und einen einheimischen Guide anheuern.
- Wenn du keine Lust auf Radfahren hast, dann geht das ganze natürlich auch per Auto. Das ist aber teuer und lohnt sich nur in einer Gruppe.
Amboni Caves Radtour
Das Rad war eine ziemliche Krücke, bei dem spontan die Bremsen aushackten und mir der Hintern auf dem knochenharten Sattel bereits nach wenigen Minuten schmerzte. Dementsprechend war ich nicht völlig unglücklich, das es von Tanga zu den Amboni Caves gerade einmal 8 Kilometer (5 Meilen) waren.
Wir fuhren durch Tanga Town, passierten das Museum, die Bibliothek und andere Regierungsgebäude, die sonntags geschlossen waren. Der Weg zu den Höhlen führte immer an der Hauptstraße (Tanga-Mombasa Road) entlang, wo Affen im Schatten dösten und einheimische Frauen in den Hütten Nahe des Mangrovensumpfes das Mittagessen zubereiteten.
Nach 5 Kilometern verließen wir die geteerte Tanga-Mombasa Road und bogen links auf einen gepflasterten Feldweg ein, der uns zu Amboni Village lotste. Von da aus war es nur ein Katzensprung bis zu den Caves.
Expedition in die Amboni Caves: Was gibt es zu sehen?
Das Gebiet der Amboni Caves erstreckt sich über eine riesige Fläche von 234 km² und sie entstanden vor 150 Millionen Jahren.
Von den 12 Höhlen kann man jedoch offiziell nur 2 kleine Höhlen betreten. Ein winziger Ausschnitt dieses imposanten Geflechtes aus Kammern und Gängen, das sich bis Kenia erstreckt.
Der Großteil der Amboni Caves ist jedoch für Touristen gesperrt, da sich dort tödliche Gase bilden. Ich war etwas enttäuscht und musste mich mit der Touristentour zufrieden geben.
Spirits Chamber
In dem Höhlensystem gibt es keine Beleuchtung. Mit Stirnlampe ausgerüstet, betraten wir die erste Höhle, genannt „Mzimuni“ oder „spirits chamber“. In einer Nische türmte sich Müll: Viele Flaschen (einige mit Blut gefüllt), verschiedenfarbige Fahnen, Münzen und Lebensmittel waren dort platziert.
Dieser Ort war den Menschen heilig und wurde für allerhand spirituelle Rituale genutzt. So wird berichtet, dass Frauen, die keine Babys seit ihrer Heirat empfangen haben, kurze seit später schwanger werden, nachdem sie in der Höhle beteten und eine Gabe dort hinterließen.
Während mein Guide Hamadi mir die Geschichte der Sandsteinhöhlen erzählte, hatte ich immer das Gefühl etwas würde auf mich herabtropfen. Als ich mit der Stirnlampe unter die hohe Kammerdecke leuchtete, da hingen Tausende Fledermäuse und ich realisierte, dass das keine Wassertropfen waren, sondern inkontinente Fledermäuse, die ihre Därme auf uns entleerten. Eklig und faszinierend zugleich.
Jede Spalte, jeder Farbgebung im Gestein, jeder Stalaktit oder Stalagmit hatte für Hamadi eine Bedeutung. Can you see? Da ist die amerikanische Freiheitsstatur, da die Madonna, das ist ein Elefant, ein Sofa, ein Krokodil und das die Fußspuren von Riesenmenschen, die die Wand hinauf gelaufen sind.
Ich hörte mir alles geduldig an, aber es nervte nach dem 20ten Mal „Can you see?“ gewaltig. Anfangs war es interessant, als er mir am Höhleneingang die Form eines riesigen Löwenkopfes zeigte. Das alles passte zu Afrikas Kultur und Religion. Aber Aussagen wie: „Diese Wurzel hat die Form eines Pfeils und zeigt den Weg zu Ausgang.“ oder „Das ist die Treppe in ein Flugzeug nach Europa.“ hatten nichts mit Religion zu tun. Es sind in meinen Augen nur dumme Geschichten für Touristen, um die Höhle interessanter zu machen.
Interessant waren die Stories über Freiheitskämpfer, die sich in den Höhlen versteckten. Auf ihren Spuren kam sogar etwas Abenteuerfeeling auf, als ich das Licht löschte oder wir auf Händen und Knien durch eine enge Passage der Höhle krochen. So hätte ich mir die gesamte Tour gewünscht.
Gender Cave
Der Eingang zur zweiten Amboni Höhle, genannt „Gender Cave“, lag direkt neben dem der Mzimuni Cave.
Den Namen Gender Cave hat diese Höhle nicht ohne Grund. Alles darin hat ,zumindest in den Augen der Tour-Guides, die Form von Geschlechtsteilen. Penisse und Vaginas wohin man schaut. Große und kleine an jeder Wand und der Höhlendecke. Es gab dort sogar Vaginas, die von Mineralien im Gestein rötlich eingefärbt sind und die die Menstruation der Frau signalisieren sollen.
Nach 1 Stunde war die Caves Tour vorüber und nach insgesamt 3 Stunden war ich wieder zurück in Tanga City.
Fazit Amboni Caves
Die Amboni Caves sind touristisch noch nicht gut erschlossen und das ist gut so. Obwohl die Tour mit ca. 35 USD günstig war, ist sie für mich persönlich keinen Besuch wert. Jeder, der bereits in einigen Höhlen unterwegs war, wird hier nichts Neues finden. Es gibt kleine Stalaktiten, Stalagmiten, einige Wurzeln und Fledermäuse.
Sollte die Regierung Touren (mit Atemschutz) zu den anderen 10, tief in die Erde führenden und mit Kohlendioxid verpesteten Kammern anbieten, dann würde ich gern wieder kommen. Es besteht zumindest das Potenzial einer Abenteueraktivität in den Amboni Caves. Dafür müsste die tansanische Regierung massiv investieren und das Ergebnis wäre nicht für den Massen- sondern Individualtourismus. Viel Geld ist damit nicht zu holen, daher werden Abenteurer wohl für immer darauf warten können.
Bewertung Amboni Caves
- Abenteuerfaktor: 1 von 5 Sternen
- Infrastruktur: 2 von 5 Sternen
- Schwierigkeitsgrad: 1 von 5 Sternen
- Individualfaktor: 1 von 5 Sternen
- Natur/Landschaft: 3 von 5 Sternen
Literatur Tansania
Soweit zu meinem Reisebericht zu den Amboni Caves in Tansania. Solltest du auch einmal dort gewesen sein und alternative Touren mit einem höheren Abenteuerfaktor erlebt haben, dann teile deine Erfahrungen mit uns in der Kommentarbox.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!