“Little Moscow” Wünsdorf: Die Verbotene Stadt (Forbidden City) der Roten Arme

Klein Moskau Wünsdorf

Wünsdorf-Waldstadt, die Verbotene Stadt (the “Forbidden City”) in der Nähe von Berlin, ist einer jener verlassenen Orte, die man schlichtweg als gespenstisch bezeichnen kann. Dieser Ort schwitzt Geschichte mit jeder Pore aus. Eine übrigens bewegte Geschichte.

Wünsdorf Lehnin

Verlassene Orte: Wer kennt schon Wünsdorf-Waldstadt?

Bis 1994, dem Abzug der Russen aus Ostdeutschland, war Wünsdorf das Hauptquartier der Roten Arme und beherbergte das Oberkommando der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland. In und um Wünsdorf war eine Garnison stationiert, lebten zeitweise 75.000 russische Männer, Frauen und Kinder. Damit war es das größte Militärcamp außerhalb der UDSSR und lag im Zentrum des Kalten Krieges. Von diesem abgelegenen Waldareal fuhr sogar täglich ein Zug nach Moskau, weshalb es gerne als Klein-Moskau “Little Moscow” bezeichnet wurde. Wünsdorf, ein kleiner Ort, der für Ossis tabu war und so war der nächste Spitznamen auch schnell gefunden: die “Verbotene Stadt”. Aber was sind schon Namen.

Als also die Russen völlig überstürzt am 31. August 1994 aus Wünsdorf abzogen, endete die Besatzung, die 1945 dort ihren Anfang fand. Die militärische Nutzung der Bunkerstadt Wünsdorf ist aber keine russische Erfindung.

  • 1914 bis 1916 wurden die ersten Gebäudekomplexe als kaiserliche Militärturnanstalt (Ausbildung Militär-Sportlehrer) errichten, inklusive Stadion und Hallenbad.
  • 1924 bis 1934 nutze man die Einrichtung als Volkssportschule.
  • 1934 bis 1939 Nutzung als “Heeressportschule Wünsdorf” zur Ausbildung von Sportoffizieren für die Deutsche Wehrmacht. Zu dieser Zeit trainierten sogar die Spitzensportler der Wehrmacht zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
  • 1940 bis 1945 Der Schulbetrieb wurde während des 2. Weltkrieges eingestellt und die benachbarte Panzertruppenschule nutze die Gebäude. Ab 1944 wurden dort auch Dienststellen des Oberkommandos des Heeres hin verlegt und diente in den letzten Wochen des Krieges gegen “Nazi-Deutschland” als Lazaret.

Wie du siehtst, erst war dort der deutsche Kaiser, dann die Nazis und anschließend die Sowjets/ Russen. Allen gemein ist die militärische Nutzung. Seit 1994 ist das Areal unter Verwaltung des Landes Brandenburg und die lässt das imposante Areal verrotten.

Wenn du die Geschichte von Wünsdorf-Waldstadt genauer nachlesen möchtest, wirf einen Blick in folgende Bücher:

  • Sowjetische Truppen in Deutschland (*Link)
  • Geisterstadt Wünsdorf (*Link)

Wünsdorf-Waldstadt auf eigene Faust erkunden?

Jahrzehnte nach Abzug der Sowjets ist das Gelände abgesperrt, die Gebäude verfallen und die Natur holt sich zurück was ihr gehört. Ähnlich wie in Beelitz-Heilstätten, wenn du dort schonmal gewesen sein solltest.

Eigenlich wollte ich dir keine Geschichtsstunde geben sondern einen Tipp. Wenn du mal mit dem Motorrad oder womit auch immer in der Gegend bist, guck dir die Bunkerstadt-Wünsdorf bei Zossen und “Little Moscow” an.

Bunkerstadt Wünsdorf

Wünsdorf

Wünsdorf Militärkomplex

Besatzung DDR

Wünsdorf Kaserne

Die Verbotene Stadt ist übrigens immer noch verboten. Es gibt zwei Areale, die beide eingezäunt sind. Auf ein Areal, das mit der Lenin Statur und dem Schwimmbad, kommst du in einer geführten Tour. Das kostet ca. 15 Euro pro Person oder du “schmierst” den Wachmann am Haupttor mit einem Zehner, um dich dort frei bewegen zu können.

Das andere Areal, ohne Wachschutz, ist von hohen Bauzäunen umgeben und darf überhaupt nicht betreten werden. Naja, die Fotos in diesem Beitrag stammen ausschließlich vom zweiten Areal und wurden mir anonym zugespielt. Im zweiten Areal scheinen früher Mannschaftsunterkünfte, Büros, Exerzierplatz, Heizwerk, Werkstätten und ähnliches gewesen zu sein.

Jemand, der so unvernünftig wäre und das Gelände unter “Lebensgefahr” betreten möchte, müsste sich durch eine schmale Lücke im Bauzaun und unter ein Stück Stacheldraht durchzwängen, vorzüglich an einem Sonntag, wo der anliegende Schrottverwerter nicht da ist.

Wer auch immer sich da reinschleichen würde, sollte sehr vorsichtig in den zugänglichen Gebäuden sein, da einige denen vom Einsturz bedroht sind.

Also viel Spaß beim Nichtstun im ehemaligen Hauptquartier der Roten Armee, auch genannt, Klein-Moskau, auch genannt, die Verbotene Stadt, auch genannt Wünsdorf-Waldstadt.

Wenn du auch solche verlassenen, “gespenstischen” Plätze in Deutschland kennst, lass uns daran teilhaben und schreib’ es in die Kommentarbox.

Meine Bücher

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