Gregory Baltoro 85 Trekkingrucksack im Test (Modell 2018, Erfarungsbericht)
Mit dem Baltoro bringt Gregory Backpacks 2018 ein verbessertes Modell seines preisgekrönten Klassikers für Mehrtagestouren auf den Outdoor-Markt. Nach dem Gregory Palisade 80 (siehe Test) ist das bereits mein zweiter Schwerlastrucksack dieses amerikanischen Herstellers.
Seit Februar 2018 ist der neue Baltoro 85 Trekkingrucksack (gibt’s in 65 l, 75 l & 85 l Fassungsvermögen) in Europa erhältlich und genauso lange auch bei mir im Härtetest. Nachdem ich den Gregory Baltoro 85 im Himalaya wochenlang über vereiste Hochgebirgspässe und bis ins Mount Everest Basislager auf dem Rücken hatte, gibt’s nun für dich meinen Erfahrungsbericht.
Produktdetails Gregory Baltoro 85 (Modell 2018) laut Hersteller
- geeignet für Männer (für Frauen steht der Gregory Deva zur Verfügung)
- Konstruktion: Trekkingrucksack
- Einsatzbereich: selbst organisierte Expeditionen, Trekkings, Weitwanderwege, Rucksackreisen
- Volumen: 85 Liter (Größe M); 80 Liter (Größe S); 90 Liter (Größe L)
- Tragesystem: Response A3-Tragesystem; 7001 Aluminiumrahmen, HDPE; Multi-Density-Lifespan EVA
- Zuladelast: 27 kg
- Belüftung: gut belüftetes Rückenpanel sowie Hüft- und Schultergurte mit 3D-Schaum und atmungsaktivem Mesh
- Trinksystem: vorbereitet, mit Trinkblasenhülle, die zugleich als sehr leichter Daypack dient
- Extra-Fächer: Schlafsackfach, Deckel mit 3 Taschen; Kompressionsriemen; Front-Stretch-Tasche; RV-Frontfach, Stretch-Taschen; wetterfeste Hüftgurttasche
- Regenschutz: integrierte Regenhülle
- Gewicht: 2340 g
- Spezifikationen: Brillenhalterung am Schultergurt; Befestigungsmöglichkeit für Eispickel, Solarpanel, Stöcke
Pro & Kontra (Erfahrungsbericht) zum Gregory Baltoro 85 (Modell 2018, Größe S)
Kontra
Fangen wir mit dem Kontra an. Insgesamt gibt es wenig Negatives über den Gregory Baltoro 85 zu berichten und es handelt sich hierbei um Jammern auf sehr hohem Niveau. Bei einem UVP von 330 Euro darf ich aber deutlich kritischer sein und der Hersteller muss die kleinsten Schwachpunkte in Form von konstruktive Kritik über sich ergehen lassen.
Das Daypack
Das Daypack (dient auch als Aufbewahrungsbeutel für die Wasserblase; Gewicht: 100g) ist zu klein, um ernsthaft als Summitpack (Gipfelrucksack) zu dienen. Dazu kommt das das Daypack (mit Kordelzug) sich nicht 100% schließen lässt und nicht wasserdicht ist. Bei Gipfeltouren unter Regen oder Schnee ist dies ein echtes Problem. Aus diesem Grund habe ich das interne Daypack Zuhause gelassen und gegen einen Exped Cloudburst 25 (200g; Testbericht) ausgetauscht. Hier sollte Gregory nachbessern.
wasserdichte Tasche am Hüftgurt
Die wasserdichte Tasche am Hüftgurt war super, um wichtige Papiere (Permits für Nationalparks und TIMS Card) griffbereit zu verstauen. Eigentlich soll diese Tasche aber dazu dienen, um elektronische Geräte, wie z.B. Handy oder Kamera, dort zu verstauen. Dafür müsste die Tasche am Hüftgurt größer ausfallen. Devices, wie Smartphones, sind heutzutage größer und mein Samsung Galaxy S5 passte nur unter Mühe und ohne Schutzhülle in die Hüftgurttasche. Schon 5 Zentimeter mehr in der Länge würde hier Wunder bewirken.
Raincover/ Regenhülle
Das mitgelieferte Raincover (Regenschutzhülle) passt perfekt über den Baltoro 85, auch wenn die Trinkflasche außen anhängt. Solltest du aber Equipment außen am Rucksack montieren (Schlafsack, Isomatte etc.), empfehle ich dir im Zubehör ein größeres Raincover zu kaufen. Die Regenschutzhüllen der alten Palisade-Reihe waren dort geräumiger geschnitten. Zumindest liegt die Regenschutzhülle des neuen Baltoro 85 eng an und bei Sturm flattert so nichts, was ebenfalls die Balance verbessert.
Trinkflaschenhalterung
Der “Kordel”-Verschluss lässt sich nicht einhändig öffnen und schließen. Beim Wandern möchte man natürlich nicht immer den Rucksack absetzen um die Flasche zu entnehmen. Aus diesem Grund habe ich den Kordel-Verschluss immer offen gelassen. Meine Trinkflasche (Nalgene Everyday 1Liter) ist trotzdem nie herausgefallen. Bei schmaleren Flaschen würde dies aber passieren.
seitliche Mesh-Tasche
Die seitlich angebrachte, elastische Mesh-Tasche ist bei vollem Rucksack (z.B. Bodenfach mit Schlafsack gefüllt) praktisch nicht zu gebrauchen, da sie maximal gespannt ist. Dort passt dann keine Flache oder andere Ausrüstung hinein, allerhöchsten noch Kartenmaterial.
Pro
Genug geheult, jetzt kommen die Highlights des Gregory Baltoro 85 (Modell 2018).
Schlafsackfach/ Bodenfach
Die Abtrennung zum Bodenfach kann entfernt werden. Dadurch ergibt sich ein großes Gesamtfach. Das Bodenfach (mit Abtrennung) bietet zudem ausreichend Platz für einen Winterschlafsack. Dort hatte ich sogar meinen Mountain Equipment Iceline XL Schlafsack (-30°C) verstaut.
Noch zu erwähnen ist vielleicht, das das Bodenfach von außen über einen langen Reißverschluss erreichbar ist. So kommt man leicht an den Schlafsack ohne den Rucksack teilweise ausräumen zu müssen.
Fächer/ Verstaumöglichkeiten
Im Vergleich zum 2017er Modell des Baltoro wurden einige Änderungen in der Anordnung der Staufächer und der Zugriffsmöglichkeiten via Zipper vorgenommen. Zum Beispiel befindet sich das Raincover nun im Deckelfach des Rucksacks (dazu muss der Deckel geöffnet werden). Von oben ist das Deckelfach erneut zweigeteilt (mit Zipper). Das sorgt für viel Ordnung und Übersicht bei Dingen, die in den Schnellzugriff gehören (Portemonnaie, Karten, Kamera…). Leider sind die Reißverschlüsse oft nicht zu 100% geschlossen bzw. öffnen sich leicht beim Trekken. Sehr kleine und wichtige Gegenstände (Schlüssel etc.) können unbemerkt herausfallen.
Sehr hilfreich sind die Zugriffsmöglichkeiten auf das Hauptfach von vorne. Dazu verläuft ein großer U-Reißverschluss auf der Vorderseite. Es ist nicht mehr nötig das gesamte Hauptfach von oben (Deckelöffnung) leer zu räumen, um an Kleidung und Equipment im Inneren zu gelangen. Ein dickes Plus, da dies im liegenden und stehenden Zustand des Rucksacks funktioniert.
Ebenfalls auf der Vorderseite findest du zwei vertikal verlaufende Taschen, die das Gewicht (Vergleich zum 2017er Modell) nah an die Körpermitte verlagern. Dort habe ich oft leichtere Gegenstände wie Karten, Flip-Flops, Stirnlampe, Mütze und Handschuhe verstaut. Ordnung ist auch hier garantiert. On top auf diesen beiden Taschen befindet sich ein weiteres Fach aus Stretch-Mesh-Material, das perfekt für einen Pullover oder die Regenjacke geeignet ist. Alles in Allem hat mich dieser Aufbau des Rucksacks im vorderen Bereich sehr überzeugt. Zusammen mit den beiden Hüftgurttaschen und einer weiteren elastischen Tasche an der Seite des Rucksacks haben wir beim Gregory Baltoro 85 10 Taschen/ Fächer – mehr als ausreichend.
Befestigungsmöglichkeiten
Wer einen Rucksack, wie den Baltoro, in abgelegenes Hinterland führt, der benötigt auch einiges an Befestigungsmöglichkeiten. Das Deckelfach hat dafür 4 Befestigungsschlaufen. Diese eignen sich gut um z.B. ein Solarpanel zu befestigen. Sehr schwere Gegenstände würde ich dort jedoch nicht befestigen (siehe auch meinen Artikel: Rucksack richtig packen).
An der Vorderseite des Rucksacks gibt es weitere Befestigungsmöglichkeiten für Trekkingstöcke oder Eisaxt. Das Bodenfach beinhaltet 2 lange Riemen, die eine faltbare Isomatte aufnehmen können.
Tragesystem (Hüftgurt/ Schulterriemen)
Der beste Rucksack ist der, den man beim Tragen nicht spürt!
Laut Hersteller kann man in den Gregory Baltoro 85 stolze 27 Kilogramm zuladen. Damit macht dies den Rucksack zu einem echten Lastenesel. Ich persönlich rate dir aber ab, 27 Kilo über die Hochgebirgspässe (>5.500m) des Himalayas zu schleppen. Der Rucksack macht das sicherlich mit, die eigene Kondition wahrscheinlich weniger. Ich hatte mich, inklusive Wasser, mit ca. 17 Kilo an Gewicht zufrieden gegeben. 17 Kilo, die ich, bezogen auf die Lastverteilung, kaum in Nacken und Hüftbereich gespürt habe. So sollte es sein. Das A3 Response Tragesystem arbeitet zuverlässig und hilft die Last des Rucksacks auch auf sehr unebenen Passagen und bei Klettereien über große Felsbrocken auszupendeln. Dabei lässt sich der Hüftgurt und die Schulterriemen perfekt justieren. Diese sind zudem gut gepolstert und die Riemen geben beim Tragen nicht nach bzw. lockern sich nicht.
Tipp: Bestimme unbedingt deine Rückenlänge zum Kauf der optimalen Rucksackgröße. Auf der Homepage von Gregory gibt’s dazu eine Maßtabelle und eine Anleitung. Ich benötige, trotz meiner 1,90m Körpergröße, eine Rucksackgröße S. Bisher hatte ich immer Rucksäcke in M oder L gekauft und ich kann dir sagen, dass der Unterschied zum genau ausgemessenen Rucksack spürbar ist.
Haltbarkeit/ Robustheit
Wochenlanges Tragen, Schnee, spitze Steine und eine volle Beladung haben bisher keine Verschleißerscheinungen am Gregory Baltoro 85 nach sich gezogen. Die Zipper, Riemen und Polster sehen unverändert aus; selbst das Außenmaterial zeigte keine Abnutzung. Wenn in Zukunft erste Schwächen auftreten, werde ich diese natürlich an dieser Stelle nachtragen. Bisher kann ich nur konstatieren, dass die Verarbeitung des Baltoro 85 tadellos ist.
Preis
Mit 330 Euro (UVP) ist der Baltoro 85 (Modell 2018) weit entfernt von einem Schnäppchen. Ich muss aber zugeben, dass du für den hohen Anschaffungspreis auch viel an Leistung geboten bekommst. Wer sich für diesen Rucksack entscheidet, kann viele Jahren damit sorglos in jedes Outdoor-Abenteuer starten. Somit relativiert sich der Preis wieder.
Tipp: Wenn dir der Preis trotzdem zu hoch ist, greif doch einfach zum 2017er Modell. Das gibt es in der 85 Liter Version für 250 Euro (Link).
Rucksackvolumen
Den Rucksack Gregory Baltoro gibt’s in 3 verschiedenen Versionen (65L, 75L & 85L) und in unterschiedlichen Rückengrößen (Small, Medium, Large). D.h. die Rucksäcke sind nicht an verschiedene Rückenlängen anpassbar. Mit den verschiedenen Größen ergeben sich auch unterschiedliche Rucksackvolumen. So hat nur der Baltoro in Größe M wirklich 85 Liter Fassungsvolumen. Die Rucksackgröße S besitzt lediglich 80 Liter, wobei die L mit 90 Litern zu Buche steht. Wenn du ein noch größeres Volumen benötigst, kannst du dir einfach mal den Baltoro 95 Pro (Modell 2018) angucken. Bei diesem Modell kannst du noch mehr Last einladen (max. Zuladelast 34 kg) und bekommst zusätzlich 10 Liter mehr Fassungsvermögen.
Bedenke auch, das der Baltoro ein Männerrucksack ist. Mit der Farbe allein hat das wenig zu tun. Gregory Backpacks konzipiert die Dimensionen und u.a. die Hüftgurte geschlechtsspezifisch. Für Frauen gibt es die DEVA-Reihe.
Für mich persönlich stellt diese Art von Design, das sich speziell an den Träger ausrichtet, das Nonplusultra dar. Es ist kein fauler Rucksack-Kompromiss, der der ganzen Familie passen soll, sondern vielmehr ein Maßanzug für extreme Bedingungen, der 100prozentig am Körper sitzt.
Mein Fazit über den Gregory Baltoro 85
Der 2018er Gregory Baltoro 85 kommt einem perfekten Outdoorrucksack sehr nahe. Er ist robust, zuverlässig und überzeugt mit einem außerordentlich gutem Tragekomfort, selbst bei schweren Lasten.
Bis auf wenige Kleinigkeiten, die erst der ausführliche Praxistest ans Licht gebracht haben, gibt es nichts zu beanstanden und der Gregory Baltoro ist ideal für das geeignet, für was er konzipiert wurde: kompromissloses Trekking und Backpacking.
Wie sind deine Erfahrungen mit dem Gregory Baltoro Trekkingrucksack? Welche Rucksäcke nutzt du auf deinen Touren? Lass uns darüber in der Kommentarbox philosophieren…
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